Egal ob Bacardi, Captain Morgan, Sailor Jerry oder Kraken Rum, die Liste an verfügbaren Spiced Rums ist mittlerweile unüberschaubar. Und sie wächst stetig. Allein in Deutschland erwachten Rum-Unternehmen aus ihrem Dornröschen-Schlaf, als vor wenigen Jahren Spirituosen mit künstlichen Aromastoffen begannen, sich wie warme Semmeln zu verkaufen. Aber eins bleibt bei Spiced Rum auf der Strecke: die Qualität.
Das letzte deutsche Unternehmen, das einen Spiced Rum ankündigte, war die Abtshof Magdeburg GmbH. Mit ihrem Smit Spiced 1666 will die Marke aus Sachsen-Anhalt ihren Teil zum modernen Rum-Segment beitragen. Vor Abtshof sprangen bereits die Marke Pott und Asmussen auf den Zug auf. Letzteres Unternehmen startete mit dem Asmussen Spiced Rum 2009, also zu jener Zeit als der Zug gerade so richtig an Fahrt gewann.
Als sich der Marktführer Bacardi, nach 2 wieder abgesetzten Spiced Rums, schließlich mit dem Bacardi Oakheart letztes Jahr erneut im Spiced Rum-Segment meldete, gab es dem Trend nochmals einen richtigen Schub. Nun war nicht mehr Captain Morgan unangefochtener Spitzenreiter des Segments, ab jetzt gab es ernsthafte Konkurrenz. Die mediale Präsenz beider Marken pushte dabei einen Trend, der eigentlich schon sehr viel früher seinen Lauf nahm.
Grundsteinlegung in den 1980ern: Wie Vodka die Spirituosenwelt veränderte
Zugegeben, aromatisierte Spirituosen sind so alt wie Alkohol als Genussmittel selbst. Gäbe es keine Aromatisierung von Destillaten, hätten wir heute eine große Lücke in der Spirituosenwelt. Gin ist dabei nur ein Beispiel.
Als jedoch in den 80ern Vodka das Segment umkrempelte und sich zur Premium-Spirituose Nummer 1 entwickelte, traten Hersteller wie Absolut, Smirnoff etc. eine Tür ein und ließen mit künstlichen Aromen in Flavored Vodkas und Cocktail-Premixes den Gaumen der Konsumenten etwas Neues entdecken.
Von dieser Entwicklung profitierten auch andere Destillate. Cocktail-Premixes kamen servierfertig auf den Markt, Whiskey wurde fleißig mit Kirsche und Honig versetzt und Rum erhielt eifrig „Gewürze“. Nicht dass es diese Art von Spirituosen nicht schon früher gegeben hätte, gemessen an den Neuerscheinungen befinden wir uns momentan allerdings in einem vorläufigen Höhepunkt.
Glaubt man aktuellen Statistiken zur explodierenden Nachfrage, dürfte ein Großteil aromatisierter Whiskeys, Vodkas, Rums etc. noch vor uns liegen. Eine dieser Spirituosen-Segmente, die aufgrund seiner medialen Präsenz Deutschland momentan am stärksten betrifft, ist neben Bourbon Whiskey Spiced Rum. Durch verschiedene aromatische, meist süßliche Zusätze, allem voran Vanille, versucht man dabei den modernen Gaumen vor allem junger Konsumenten zu bedienen.
Spiced Rum – Möchte man was verstecken?
Auch wenn ich mich für den ein oder anderen zu weit aus dem Fenster lehne, bin ich dennoch der Meinung, dass es auf dem deutschen Markt keine Spiced Rums gibt, die im Purgenuss annähernd überzeugen könnten.
Natürlich hat man auch Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Abfüllungen, die Komplexität eines mehrjährigen Rums, der seine Aromen fast ausschließlich aus dem Holzfass erhält, erreicht jedoch keiner von ihnen. Meist dominiert beim Spiced Rum Vanille als vorderstes Aroma. Eine angenehme Süße rückt den Spiced Rum zunächst in ein positives Licht, danach kommt aber meist nur gähnende Leere. Wenn man Pech hat, zeigt sich dann auch noch eine negative alkoholische Komponente.
Anscheinend haben die meisten Hersteller von Spiced Rum auch gar nicht die Absicht ein vollmundiges und komplexes Destillat zu schaffen. Das Ziel der meisten Unternehmen wird von der Abtshof Magdeburg GmbH sehr schön in der offiziellen Pressemitteilung zu ihrem Smit Spiced 1666 zusammengefasst:
Mit der Pre-Mix-Spirituose auf Rumbasis folgt das Unternehmen dem Trend nach einfachen vorgemixten Drinks.
Das Ziel ist klar: Jeden Dreck mit Aroma panschen und teuer verkaufen. Funktioniert bei anderen Lebensmitteln doch auch prima…..
Onkel hat nicht ganz unrecht. Natürlich geht es hier um Geld. Viel Geld, wenn man den Markt genauer Betrachtet.
Allerdings… ich denke, es werden sich zwei Segmente etablieren. Zum einen die Aromatisierten, Low cost Rum á la Oakheart und gut gemachte Gewürzrum wie zum Beispiel El Dorado Spiced oder der Dzama Vanilla. Spiced Rum gibt es schon lange, das ist keine Erfindung des Marketing. Ich sehe dem gelassen entgegen. Als Einzelhändler kann ich Kunden, die durch die Billigware neugierig geworden sind, sehr gut an bessere Spiced heran führen
Ich finde den Artikel etwas einseitig und zu negativ. Wurden die beschriebenen Sorten getestet? Und woher kommt die Annahme, dass die deutschen Spiced-Rums pur getrunken werden wollen?
Und lieber Onkel … was ist teuer? Ein Spiced-Rum von Pott für 8.99 Euro?
Selbstverständlich befinden wir uns hier nicht im Premium-Segment. Ich bin mir sicher, dessen sind sich die Hersteller bewusst … und ebenso die Käuferschar. Aber auch hier muss differenziert werden. Zum einen haben wir, teils jugendliche, sogenannte Party-Koma-Säufer. Hier geht’s um Spaß für wenig Geld und um genießbare Cocktails.
Dann gibt’s die anderen und zu denen zähle ich mich. Was für den einen Frevel, ist für mich Genuss. Ein guter Film, dazu ein Glas Cola mit Rum. Nicht zum betrinken, sondern zum nippen. Ich mag diese Kombination und da tut es auch der gute Pott oder ein HC3anos. Die Spiced-Version von Pott habe ich ebenfalls schon getestet und sie ist für meine Bedürfnisse durchaus in Ordnung, wenngleich ich den „puren“ Rum bevorzuge. Aber: Wenn mir ein günstiges Produkt nicht schmeckt, dann kaufe ich es auch nicht mehr.
Lange Rede, kurzer Sinn: Die eigene Meinung ist in Ordnung, aber nicht pauschal gültig, da subjektiv.
Eventuell erst informieren & dann einen Artikel veröffentlichen. Die Geschichte des „spiced“ Rum ist so alt wie der Rum selber: da das Zeug vor allem für lange Seefahrten destilliert wurde, allerdings pur fast ungeniessbar war, wurde es mit frischen Kräutern und Gewürzen versetzt (auch um Skorbut vorzubeugen). Als nächster (äusserst wichtiger) Punkt: Rum darf erst ab einem Alkoholgehalt von 40% alc Rum genannt werden, davor ist es es…. nun ja, irgendwas aber kein Rum. Damit fallen schon mal Bacardi & Captain Morgan weg, beide liegen bei 36% / 37%.
Bleiben Sailor Jerry & Kraken als echte Navy-Rum übrig. Und da entscheidet der persönliche Geschmack.
Cheers!
Hallo Hepcat,
zunächst erstmal vielen Dank für Ihren Beitrag. Allerdings finde ich es etwas ironisch, wenn Sie mir vorwerfen, mich nicht ausreichend im Vorfeld informiert zu haben, wenn Sie sich den Artikel anscheinend ebenso oberflächlich durchgelesen haben. In der Mitte des Artikels schrieb ich:
Als jedoch in den 80ern Vodka das Segment umkrempelte und sich zur Premium-Spirituose Nummer 1 entwickelte, traten Hersteller wie Absolut, Smirnoff etc. eine Tür ein und ließen mit künstlichen Aromen in Flavored Vodkas und Cocktail-Premixes den Gaumen der Konsumenten etwas Neues entdecken.
Dadurch beschreibe ich exakt das, was Sie mir vowerfen, nicht getan zu haben. Aromatisierte Rums gibt es schon seit Jahrhunderten. Spiced Rums mit künstlichen Aromastoffen ist jedoch eine Mode-Erscheinung.
Des Weiteren habe ich im gesamten Artikel nie erwähnt, dass Spiced Rum die gesetzlichen Anforderungen eines Rums erfüllt.
An folgender Stelle muss ich Sie ebenfalls korrigieren: Sie schrieben:
Leider ist dies falsch. Rum benötigt nur einen Mindestalkoholgehalt von 37,5 %Vol.
Dadurch, dass Rum und Whisky zur Zeit so richtig Fahrt aufnehmen und immer breiter im Markt vertreten sind, wird das Produkt auch immer weiter nach unten abgestuft.
Meinem persönlichen Geschmack nach, braucht eine hochwertige (fassgereifte) Spirituose keinerlei Zusätze.
Schöner Artikel -auch weil ich mit der Grundhaltung konform gehe.
Auch wenn der Artikel nun doch ein wenig in die Jahre gekommen ist … ich schlage vor, ein aktuelles Produkt hier mit einzubeziehen … Black Tears – aus hundert prozentigen kubanischen Rum. Hier legt man meiner Meinung nach sehr viel Wert auf die komplexen Aromen und den Wiedererkennnungswert der einzelnen Komponenten … ein spiced wie er sein sollte.
Beste Grüße
Andreas
Schöner Artikel
Das ganze gepanschte Zeug bleibt mir aus dem Leib. ;)
Aber leider wird der „echte“ Rum durch die ganzen „Spiced“ Zeug immer schwerer zu bekommen.
Grüße, Frank
Ich führe eine Tiki Bar und muss den Captain in Schutz nehmen 😅 klar, es ist vor allem ein „junges“ Getränk und qualitativ nicht zu vergleichen mit Jahrzehnte gereiften Rums. Um das geht es aber auch gar nicht. Unser Mixologe benutzt für viele Cocktails – statt einen einzelnen Rum – einen „Rum Blend“, z.B. 2 Teile Jamaica Rum, 1 Teil Spiced Rum, 1 Teil Overproof/Strohrum für unseren Planter‘s Punch. Das verfeinert den Geschmack und macht ihn auch etwas stärker (was bei Tiki Cocktails ja nicht unerwünscht ist). Auf jeden Fall ist in diesem Rahmen Captain Morgan durchaus brauchbar, da er so dem Drink noch eine gaaanz leichte „Dessert“ Note verleiht. Und das ist das Geheimnis eines guten Tiki Cocktails: eine ganz leichte „Dessert“-Süsse nebst den intensiven Fruchtnoten. Das wertet das Geschmackserlebnis enorm auf, der Drink wird einzigartig und man behält ihn in Erinnerung. 😊 man denke an die leichte Kokosnote beim Mai Tai, den Zimtsirup im Zombie (Originalrezept) usw. Da wird das selbe Prinzip angewendet. 😉