Cachaça passt irgendwie in kein Muster. Zumindest nicht hier in Deutschland. Auf der einen Seite ist es ein Massenprodukt, auf der anderen Seite Teil einer winzigen Nische. Hektoliterweise in Caipirinhas getrunken, ist der Purgenuss hierzulande fast unbekannt. Um Cachaça mehr in den Fokus zu rücken, brachte die Nürnberger Perola GmbH vergangenen Monat einen neuen auf den Markt: Espírito de Minas.
In Brasilien, dessen Nationalspirituose Cachaça auch ist, hat der Brand aus Zuckerrohr einen ganz anderen Stellenwert als bei uns. Dort setzt nicht die Mehrheit der Caipirinha-Trinker Cachaça mit Pítu gleich, der hierzulande marktdominierenden Cachaça-Marke.
Im Gegensatz zum überall erhältlichen Pítu kann man den Cachaça Espírito de Minas allerdings auch pur genießen. Dafür sorgen u.a. verschiedene Details bei der Herstellung. Eines davon ist die Destillation in Kupferbrennblasen, eine andere die 1 jährige Reifung in Eichenfässern.
Degustation des Cachaça Espírito de Minas
Der Cachaça Espírito de Minas hat zwar einen leicht gelblichen Schimmer, allerdings muss man schon fast danach suchen. An der Glasinnenseite bildet er einige schöne, schwere Tropfen.
Egal, ob aus der Flasche oder beim Nosing am Glas, ein bestimmtes Aroma dominiert: Banane. Diese Note ist teils so stark, dass man es mit einem Bananengeist verwechseln könnte. Dass dies allerdings nicht geschieht, dafür sorgt das typische Cachaça-Aroma, dass ebenfalls markant hervor sticht. Im Hintergrund zeigt sich nach einer Weile noch dezentes Birnen-Aroma. Insgesamt also in der Nase ein sehr fruchtiger und weicher Brand, der aufgrund der o. g. Aromen meiner Meinung nach nicht in einer Caipirinha funktioniert.
Dieser Eindruck schwächelt im Mund etwas. Hier sind es vor allem nussige und salzige Noten. Allerdings hat der Cachaça Espírito de Minas hier auch eine gewisse alkoholische Schärfe.
Diese zeigt sich auch nochmals kurz im Nachklang. Verschwindet allerdings recht schnell und macht Platz für Rosine, Tabak und Leder.
Details:
Art: Cachaça
Alter: 1 Jahr
Alkohol: 43 %Vol.
Preis: ~ 33,- €
Region: Minas Gerais/Brasilien
Bottler: ESPÍRITO DE MINAS/Santa Luzia
Fazit: 6/10 Punkten
—
Bildquelle: Perola GmbH
Ein Kommentar zur Caipirinha-Eignung. In Brasilien gibt es ein veraltetes Sprichtwort „je schlechter der Cachaça, umso besser die Caipirinha“. Es scheint, was sich ja auch im Artikel wiederfindet, als wird von Cachaça oft erwartet dass er sprittig und scharf schmeckt, damit er zwischen braunem Rohrzucker, wässrigem Crushed Ice und Lime Juice nicht untergeht und in einer Caipirinha „funktioniert“.
Nichtsdestotrotz bieten sich – bei original brasilianischer Zubereitung mit Würfeleis, weißem Rohrzucker und frischen, unbehandelten Limetten – gerade die hochwertigen Cachaças wie Espírito de Minas sehr gut für die Caipirinha an, denn das feine, fruchtige Aroma geht hier nicht unter sondern auf. Zugegebenermaßen (und glücklicherweise!) ist dies dann auch eine andere Caipirinha als das was man in Deutschland oft vorgesetzt bekommt. Ich kann daher nur empfehlen beide Varianten einmal nebeneinander zu vergleichen.