Das erste Mal, als ich einen Whisky in den Abfluss kippen musste, war ein schrecklicher Moment.
Dies passierte mir vor rund 10 Jahren.
Bis dahin liebte ich meinen Elijah Craig 18 Jahre Bourbon Whiskey und rationierte ihn daher stoisch.
Alle paar Wochen ein kleines Glas.
Und das war leider zu langsam.

Neben der Enttäuschung nun einen guten Whiskey verloren zu haben, war es aber mehr das Unwissen über die Gründe, was mich verzweifeln ließ.
„Wie kann Whisky schlecht werden und „kippen“? Ich hatte gedacht, der viele Alkohol macht ihn haltbar?“
Wenn ich nicht wusste, warum dieser Whiskey schlecht geworden war, wie kann ich es dann beim nächsten verhindern?
Ich unterhielt mich daraufhin mit zahlreichen professionellen Whisky-Sammlern und -Experten, recherchierte über die Durchlässigkeit von Korken und probierte Möglichkeiten Whisky in einer angebrochenen Flasche haltbar zu machen.
In diesem Artikel möchte ich dir die Ergebnisse dieser Recherche zeigen. Ich möchte dir helfen, deine Whiskys richtig zu lagern und haltbar zu machen.
So lagerst du Whisky richtig
Lass es uns pragmatisch betrachten.
Stellst du dir die Frage, wie du Whisky richtig lagern sollst, stehen 2 Gruppen an Faktoren vor dir.
Die eine Gruppe kannst du nicht beeinflussen. Dies sind Raumdruck und Luftfeuchtigkeit.
Natürlich kannst du dir einen Raumluftbefeuchter neben dein Whisky-Regal stellen, großen Einfluss hat dies aber auf die Haltbarkeit des Whiskys nicht.
Vor allem nicht, wenn du dir die Faktoren anschaust, auf die du hingegen Einfluss nehmen kannst.
- Flaschenposition
- Helligkeit
- Zimmertemperatur
Die Faktoren beeinflussen die Haltbarkeit deines Whiskys und sogar dessen Reifung in der Flasche.
Das gute daran: Du kannst sie aktiv steuern.

Achte darauf, wie du die Flasche ins Regal stellst
Lass uns einmal einen kurzen Blick in die Wein-Szene werfen.
Dort gilt es als ungeschriebenes Gesetz, Weine liegend zu lagern. Der Grund liegt in der Befeuchtung des Korkens, zur Vermeidung von Porosität.
Die Annahme ist, dass die Flüssigkeit den Korken davor bewahrt, porös zu werden und damit zu brechen.
Wein liegend zu lagern, ist Unsinn.
Dr. Miguel Cabral
Diese Theorie ist allerdings Unsinn, wie Dr. Miguel Cabral auf Drinksbusiness.com bestätigt.
Die Feuchtigkeit im Luftraum der Flasche, dem sogenannten „Headspace“ enthielte genug Feuchtigkeit, um den Korken zu befeuchten.

Im Gegenteil. Zu viel Alkoholkontakt könnte die Zersetzung der Zellstruktur des Korkens sogar beschleunigen. Die Folge wäre eine höhere Verdunstungsrate und Kork-Stücke in der Flüssigkeit.
Und jetzt rate mal, wie es bei Whisky aussieht?
Noch extremer!
Denn Whisky hat nicht die 9 bis 13 %Vol. Alkohol von Wein. Es hat mindestens 40 %Vol.
Die Zersetzung der Zellstruktur des Korken würde damit noch schneller ablaufen.
So solltest du vorgehen: Im Sinne der Haltbarkeit des Korkens und somit des Whiskys solltest du diesen ausschließlich stehend lagern.
Der Dampfdruck im „Headspace“ reicht aus, um den Korken feucht zu halten, ohne ihn dabei jedoch zu zersetzen.
Mehr zu diesem Thema:
- Der große Single Malt Whisky-Leitfaden
- Was dir bisher über Whisky-Fässer erzählt wurde, ist falsch
- Guter Whisky: Top-Qualitäten unter 50 Euro
Welche Temperatur soll der Raum haben?
Mit der Temperatur des Raumes, in dem dein Whisky lagert, kannst du Einfluss auf 2 Eigenschaften nehmen:
- Die Geschwindigkeit der chemischen Reaktionen in der Flasche
- Den Druck in der Flasche und folglich der Gasaustausch mit der Umgebung
Hast du schon einmal von „interaktiver Reifung“ während der Fasslagerung gehört?
Einfach ausgedrückt, beschreibt dies die chemischen Reaktionen, die während der Fasslagerung innerhalb der Flüssigkeit ablaufen. Das Holz des Fasses nimmt hier nur indirekt Einfluss.
Ähnlich kannst du es dir in der Whisky-Flasche in deinem Regal vorstellen. Die Moleküle, die sich darin befinden, gehen zu einem gewissen Grad chemische Reaktionen miteinander ein.
Das hat bei einer Lagerung bei Zimmertemperatur keine nennenswerten Auswirkungen – weder geschmacklich noch aromatisch.
Drehst du nun jedoch das Thermometer nach oben oder lässt ungebremst Sonnenstrahlen in den Raum einfallen, laufen auch jene chemischen Reaktionen schneller ab.
So kannst du auf Grundlage der RGT-Regel davon ausgehen, dass jede Temperaturerhöhung um 10 °C die chemischen Reaktionen in deinem Whisky um das 2- bis 3-fache beschleunigen.
Hinzukommt die Tatsache, dass jede Temperaturerhöhung des Whiskys dazu führt, dass der Gasdruck in der Flasche steigt.
Je höher dieser ist, desto stärker ist die Kraft, mit der die Moleküle im „Headspace“ durch die Poren des Korkens nach außen drücken.
Unterliegt der Raum also starken Temperaturschwankungen, hat dies unmittelbar Einfluss auf die Qualität deines Whiskys.
Chemisch und physikalisch.
So solltest du vorgehen: Achte darauf, dass deine Whiskys keinen hohen Temperaturschwankungen ausgesetzt sind.
Zudem sollte die Temperatur des Raumes nicht dauerhaft über 25 °C und auch nicht kurzzeitig über 40°C liegen. Wenn möglich solltest du den Raum bei rund 20 °C halten.
Auch wenn dieser Schritt bei 98 Prozent der Whisky, die in einem Regal stehen, ausreicht, gibt es noch einen weiteren Schritt.
Denn Naturkorken, wie sie in der Single Malt-Industrie angewendet werden, haben immer eine gewisse Permeabilität und damit Durchlässigkeit für Gase.
Sauerstoff rein, Moleküle aus der Flasche raus.
Um diesen letzten Rest Gasaustausch auch noch zu unterbinden, kannst du den Verschluss mit Parafilm abdichten.
Kein Gas rein, kein Gas raus.
Zu viel Licht kann deinen Whisky zerstören
Hast du schon einmal vom „Lightstruck“ bei Bier gehört?
Dies ist ein schwerer aromatischer Fehler, der auf der Verbindung 3-methyl-2-butene-1-thiol (kurz: MBT).
Die Ursache für die Bildung dieser Substanz ist die Wechselwirkung von Licht mit Molekülen des Hopfens in der Flasche. Aus diesen formt sich MBT, eine unangenehm riechende Schwefel-Verbindung.
Vielleicht fragst du dich jetzt, warum ich dir dies schreibe, wenn Whisky doch gar kein Hopfen enthält.
Um dir zu zeigen, welchen Einfluss Licht auf ein Genussmittel haben kann, das bereits in der Flasche ist.

Denn auch Wein – ebenfalls kein Hopfen enthalten – bildet bei längerer Lichteinstrahlung unangenehme Fehlnoten.
Der Grund liegt hier in Aminosäuren und Proteinen, die mit Hilfe von Tageslicht zur Oxidation neigen. Dadurch bilden sie Schwefelverbindungen mit unangenehmen Geruch.
Und bei Whisky?
Auch dieser enthält Schwefelverbindungen, die durch Lichteinfluss umgewandelt werden können.
Im Sinne der Haltbarkeit ist es daher wichtig, dass du deine Whisky-Flaschen nicht direkter Sonneneinstrahlung aussetzt.
Es ist nicht nötig, dass du hierfür gleich deinen Keller leer räumst. Es reicht, wenn der Schrank, in dem die Flaschen stehen, nicht regelmäßig von der Sonne angestrahlt wird.
Oder die Flaschen in ihrer Umverpackung aus Metall oder Pappe bleiben.
Reift Whisky in der Flasche? Ja!
Bisher haben wir uns darüber unterhalten, wie du deinen Whisky lagerst, um dessen Qualität möglichst lange konstant zu halten.
Dabei haben wir einen Punkt jedoch stets vorausgesetzt: Die Flasche wurde noch nie geöffnet.
Aber blicke ich in mein Whisky-Regal, und ich denke, dir geht es nicht anders, ist dies keine realistische Situation.
Wir kaufen uns Whiskys um mindestens einen Teil davon zu genießen. Folglich stehen auch geöffnete Flaschen im Regal.
Manche mit mehr, manche mit weniger Inhalt.
Viele Jahre war mir nicht bewusst, dass dieser Zustand einer Flasche dem Whisky nach nur wenigen Monaten schaden kann.
So schaden, dass du den Whisky in den Abfluss geben kannst.
Und genau dort landete auch mein Elijah Craig 18 Jahre.
Hattest du schon mal einen Whisky geöffnet und dann mehr als 6 Monate im Schrank stehen?
Falls ja, und du ihn nach dieser Zeit noch trinken konntest und dich keine scharfen Alkoholnoten und ein bitterer Geschmack davon abhielten, hattest du Glück.
Denn 6 Monate sind eine Art Schwelle, nach der dein Whisky „kippen“ kann. Sofern die Flasche offen ist und schon eine ordentliche Portion Whisky entnommen wurde.
Denn an dessen Stelle tritt Luft. Und der darin enthaltene Sauerstoff ist das Problem.
Als ich Eye for Spirits gründete, hatte ich ungefähr 6 Flaschen Spirituosen zu Hause. Etwas Whisky, Rum, hier und da einen Gin.
Dass diese Destillate verbraucht werden, war abzusehen.
Im Laufe der Jahre änderte sich jedoch der Bestand. Mittlerweile sind mehrere Regale bis zum Rand mit Flaschen gefüllt. Diese alle zu leeren, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Zumindest nicht auf absehbare Zeit.
Und genau hier liegt die Crux: Zeit.
Denn wenn ich bedenke, dass Spirituosen wie Whisky ein Verfallsdatum haben, tickt die Uhr.
Du darfst dir dieses Verfallsdatum jedoch nicht wie ein Mindesthaltbarkeitsdatum vorstellen. Whisky ist weit davon entfernt, es Käse oder Yoghurt gleich zu tun.
Hochprozentige Alkoholika können aufgrund ihres Alkoholgehalts nicht „schlecht“ werden.
Sie können aber „kippen“.
Je mehr Luft in der Flasche ist, desto näher rückt dieser Zeitpunkt. Der Sauerstoff innerhalb der Flasche reagiert mit Molekülen innerhalb des Whiskys und verwandelt sie in weniger bekömmliche Stoffe.
Vor allem Gerbstoffe und Tannine freuen sich auf chemische Reaktionen mit dem eindringenden Sauerstoff.
Die Konsequenz: der Tropfen wird ungenießbar.
Du hast daher 2 Möglichkeiten.
Option 1 ist ein schnelles Aufbrauchen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Whisky, dessen Flasche zur Hälfte mit Luft gefüllt ist, eine Lebensdauer von 6 Monaten bis 1,5 Jahren hat.
Die zweite Option, die du hast: Tue etwas gegen diesen Verfall. Hierfür musst du die Luft aus der Flasche kriegen. Auf irgendeine Art.
Um dies zu bewerkstelligen, helfen dir die folgenden Methoden.
Manche davon haben jedoch auch Nachteile, dir ich dir ebenfalls nicht vorenthalten möchte.
4 Möglichkeiten, um deinen Whisky haltbar zu machen

Die Vor- und Nachteile von Inert-Gasen
Die Luft, die in die Flasche dringt, bringt zwangsläufig auch Sauerstoff mit. Ein hochreaktives Element, dass deinen Whisky peu à peu verändert.
Eine Möglichkeit deinen Whisky haltbar zu machen, besteht daher darin, den Sauerstoff in der Flasche durch weniger aggressive Gase zu ersetzen
- Stickstoff: Füllst du die Whiskyflasche mit Stickstoff, verdrängst du dadurch den Luftsauerstoff. Effektiv, aber unhandlich, denn jene Stickstoffbehälter kommen meist in schweren Stahlflaschen und fassen mindestens 1,5 Liter. Zudem sind sie teuer.
- Edelgase: Edelgase wie Helium oder Argon in die Whiskyflasche zu füllen, stoppt den Verfall. Bei den Preisen von Edelgasen wäre es aber besser, du kaufst dir einfach eine neue Flasche Whisky.
- Kohlenstoffdioxid: Preiswert, handlich und effektiv. Das Problem mit diesem Gas ist jedoch, dass es in die Flüssigkeit eindringt und zusammen mit Wasser Kohlensäure bildet. In einem Scotch nicht gerade das beliebteste Molekül.
Kleine Flaschen sind effektiv, aber nicht ästhetisch
Eine weitere Möglichkeit wäre, deinen Whisky in kleinere Flaschen umzufüllen.
Du kaufst dir Sample-Flaschen mit Drehverschluss in den Größen 10 bis 20 Zentiliter und verteilst den Whisky nach erstmaligem Öffnen der Flasche in diesen.
Allerdings bin ich hiervon kein großer Fan, da zum einen andere Aromen in der „neuen“ Flasche den Whisky stören könnten und zum anderen das Flaschenlabel fehlt.
Rein aus sensorischen Gründen – vorausgesetzt die neuen Flaschen sind geruchlos – spielt dies aber keine Rolle. Es mangelt allerdings an Ästhetik einer Whisky-Flasche und deren Labels.
Es fehlt daher ein Stück Flair, den du mit jeder Flasche Whisky kaufst.
Glaskugeln?
Eine weitere Möglichkeit, die ich mittlerweile bei zahlreichen Whisky-Fans beobachten konnte, ist die Verwendung von Glaskugeln.
Kleine, Daumennagel-große Kugeln aus Glas, die in die geöffnete Flasche gefüllt werden. Gerade so viel, dass die Luft verdrängt wird und die Flüssigkeit wie bei einer neuen Flasche am Flaschenhals anliegt.
Dies hat den Vorteil, dass du die Ästhetik der Flasche behältst und der Whisky sensorisch nicht verändert wird.
Auf der anderen Seite erhöhst du jedoch drastisch das Gewicht der Flasche. Gießt du dir oder deinen Gästen nun den Whisky in Gläser, erfordert es einiges Geschick die Glaskügelchen in der Flasche zu behalten.
Die beste Möglichkeit deinen Whisky haltbar zu machen
In den letzten Jahren habe ich zahlreiche Varianten ausprobiert, meine Whiskys haltbar zu machen.
Ich wollte um jeden Preis vermeiden, dass sich das Maleur mit meinem Elijah Craig 18 Jahre wiederholt.
Die bis heute besten Ergebnisse bei der mehrmonatigen Lagerung geöffneter Whisky-Flaschen mache ich seither mit Unterdruck.
Ziehe die Luft aus der Flasche.

Bei Whisky-Flaschen, die ich nur hin und wieder öffne, verwende ich die Unterdruckpumpe Vacu Vin seit mehreren Jahren.
Diese findest du bei mehreren Online-Händlern für einen Preis von rund 10 bis 15 Euro. Wahlweise kannst du auch diesem Link von mir folgen, um direkt zu der Unterdruckpumpe von Vacu Vin zu gelangen.
Sie hat zwar den Nachteil, dass du für jede Flasche einen speziellen Verschluss benötigst, diese sind allerdings nachbestellbar.
Und: Sie bewahren dich relativ günstig davor, deinen Whisky zu verlieren.

Lieber Philip, in der Tat ein hilfreicher Artikel über ein Problem, das ich auch schon schmerzlich erfahren musste. Meiner Erfahrung nach scheint Rhum Agricole recht anfällig für Oxidationsprozesse zu sein… leider. Da ich als Molekularbiologe langjährige Laborerfahrung habe, kam mir in diesem Zusammenhang die Überschichtung mit Argon in den Sinn. (Für irgendwas muss die Arbeit im Labor ja gut sein ;-). Und in diesem Punkt muss ich dir widersprechen. Argon ist überhaupt nicht teuer. Das wird online zuhauf als Schweißgas angeboten, bzw. gibt man es dem Schweißgas bei, damit die Schweißnähte nicht oxidieren. Dieses „Baumarktargon“ hat einen Reinheitsgrad von 99,996 % (bezeichnet als 4.6) und gibt es z.B. in 1 oder 2 l Flaschen zu unter 35 € / 2 l. Dieser Reinheitsgrad reicht für Laborzwecke tatsächlich nicht aus, daher ist Laborargon sehr teuer, das stimmt. Aber ein Reinheitsgrad von 99,996 % ist für unsere Schnaps-Schätze zuhause mehr als ausreichend. Ich selbst habe eine 2 l Flasche, die ich seit einem knappen Jahr benutze und auch sehr regelmäßig für meine ca. 30 Flaschen benutze. Bislang macht sie noch keine Anstalten, leer zu sein. Seitdem habe ich auch bei keiner weiteren Spirituose Änderungen durch Oxidation bemerkt. Und für alle, die vielleicht Skrupel haben, ein Gas auf ihre Spirituosen zu geben: Argon schmeckt nach nichts, riecht nach nichts, ist farblos und absolut ungefährlich, da es ja mit nichts reagiert. Für mich persönlich ist diese Methode unschlagbar und zudem sehr preiswert.
Beste Grüße
Oliver
Hey Oliver,
vielen Dank für deine Nachricht. Deine Infos waren durchaus interessant.
Die 35 Euro beinhalten allerdings nur das Gas und nicht die Pfandstahlflasche, die du zwangsläufig dazu kaufen musst, richtig?
Zudem brauchst du noch einen Verschluss bzw. Adapter, um das Gas dann auch in die Whisky-Flasche zu bringen.
Eine preisliche Alternative sehe ich da leider nicht zu einer Unterdruckpumpe.
Viele Grüße
Philip
Hi Philip,
In folgendem Abschnitt hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen:
„Zudem sollte die Temperatur des Raumes nicht dauerhaft über 25 °C und auch nicht kurzzeitig über 40 %Vol.“
Meine Fassstärken würde ich doch ganz gerne auch bei über 40% Vol weiterhin lagern 😉
Wir hatten letzt im Whisky Forum eine Diskussion zu der Vacu Vin Methode und da kamen die folgenden beiden Artikel hoch:
https://www.localwineevents.com/resources/articles/view/896/friends-dont-let-friends-vacu-vin
https://johnonwine.wordpress.com/tag/vacu-vin/
Dort wird beschrieben, dass das Abpumpen eigentlich nix bringt (hier aber auf Wein bezogen) und eventuell sogar Aromen jedes Mal aus der Flasche „saugt“. Bei Wein macht man das ja eigentlich nicht oft, aber eine Flasche Whisky mache ich doch durchaus öfter auf und pumpe sie (wieder) ab, bevor sie dann leer ist.
Könnte das ein Problem werden?
Hey Tobias,
danke für deinen Hinweis. Das ist natürlich richtig, dass es 40 °C sein sollten, nicht 40 %Vol. 😉
Habe es soeben ausgebessert.
Bezüglich Vacu-Vin:
Es ist definitiv kein Allheilmittel. Lediglich die beste „Konservierungsmethode“, die mir bisher untergekommen ist. Die Nachteile der anderen Varianten wiegen meiner Ansicht nach schwerer als die einer Unterdruckpumpe.
Bezüglich des Artikels von John Cesano:
Dass in der Flasche kein Vakuum durch eine Unterdruckpumpe erzeugt wird, ist klar. Bevor ein Vakuum entsteht, würde die Flasche bersten und ein Großteil der Flüssigkeit gasförmig werden. Daher heißt es letztlich auch „Unterdruckpumpe“ und nicht „Vakuum-Pumpe“.
Ohne Frage geht jedes Mal, wenn man Unterdruck zieht, ein kleiner Teil des Whiskys in die Gasphase über. Im Vergleich zu den anderen Methoden aber ein akzeptabler Nachteil. Zumal es hier letztlich darum geht, eine „offene“ Whisky-Flasche bzw. deren Inhalt so lange wie möglich haltbar zu machen. Ohne Nachteile geht das nie. Die Frage ist nur, welche Methode die wenigsten Nachteile hat; und das ist aus meiner Sicht eine Unterdruckpumpe.
John schrieb
„The Vacu-Vin doesn’t even create a complete vacuum. As tested, fully 25-30 percent of the air, and oxygen, remains inside the bottle before the Vacu-Vin fails and all of the air, and oxygen returns. To me, the worst think about the Vacu-Vin is that consumers are fooled into a false sense of preservation security and don’t seek another, effective, method to save the aroma, bouquet, and flavors of a bottle of wine in between glasses.“
Wenn 25 bis 30 Prozent der Luft in der Flasche zurückbleiben, bedeutet dies aber auch, dass rund 70 Prozent des Sauerstoffs entzogen wurde. Das heißt, die Oxidationsprozesse, die dem Whisky schaden, wurden in ihrer Anzahl drastisch reduziert.
Aber klar: Für die Ewigkeit macht man eine bereits geöffnete Whisky-Flasche damit auch nicht haltbar. Man verlangsamt jedoch den Prozess des „Kippens“ auf ein Minimum.
Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen. Falls du noch Fragen hast, kannst du sie mir gerne schreiben.
Viele Grüße
Philip
Hallo Philip,
der Preis des Argons bezieht sich auf die gesamte Flasche. Das sind Einwegflaschen ohne Pfand. Aber du hast Recht, dass man noch ein Druckventil dazu kaufen muss, um das Gas in die Spirituose zu überführen. Allerdings besorgt man sich so ein Ventil ein mal und dann hält das bis in alle Ewigkeit und kann auf jede neue Gasflasche erneut draufgeschraubt werden. Zudem scheint so eine Gasflasche wirklich recht langlebig zu sein, wobei das natürlich vom Benutzer abhängt.
Es gibt meiner Meinung nach keinen höheren Schutz für geöffnete Flaschen. Argon ist etwas schwerer als die Luftbestandteile Stickstoff und Sauerstoff. Von daher „legt“ es sich mit der Zeit auf die Flüssigkeit und schützt diese selbst wenn die vorherige Luft nicht gänzlich ausgetauscht wurde oder über den Korken ein geringer Austausch stattfindet. Bei diesen Unterdruckpumpen habe ich teilweise festgestellt, dass die Stopfen mit der Zeit spröde werden und das (wenn auch nicht vollständige) Vakuum manchmal sehr schnell verloren geht. Aber es mag da mittlerweile auch deutlich bessere Modelle geben, das von dir vorgestellte gehört vielleicht dazu.
Hauptsache ist ja, dass man für sich eine Methode gefunden hat, mit der man ein gutes Gefühl hat und seine angebrochenen edlen Tropfen einigermaßen in Sicherheit weiß.
Beste Grüße
Oliver
Hallo Philipp,
mir leuchtet nicht ein, warum der Vacu Vin allgemein (!) die bessere Konservierungsmethode sein soll:
– Bei zwangsläufigen Undichtigkeiten bei der Inertgasmethode diffundiert höchstens etwas Inertgas in die Umgebung. Argon und Stickstoff z.B. haben eine höhere Dichte, wenn aufgrund der Undichtigkeit Inertgas an die Umgebung diffundiert, hast du aber dennoch noch einen Schutz des Whisky (Luft bleibt im Flaschenhals aufgrund niedrigerer Dichte!) Anders herum ist natürlich auch ein Vacu Vin nicht dicht, hier kommt aber der unerwünschte Sauerstoff in die Flasche und direkt an die Flüssigkeitsoberfläche.
– Wenn du beim Vacu Vin den Unterdruck aufrecht erhalten willst, senkst du durch das regelmäßige Abpumpen effektiv den Alkoholgehalt. Ethanol hat den geringeren Dampfdruck als Wasser. Das fällt natürlich im „Normalfall“ nicht ins Gewicht, wenn eine Flasche nur ein halbes Jahr gesichert werden soll. Aber wenn du eine Flasche nur 1 mal im Jahr als Geburtstagsdram aufmachst schon, bzw wenn du regelmäßig 1x die Woche den Unterdruck justierst.
– Beim Vacu Vin brauchst du für jede Flasche einen Stopfen. Bei 20 offenen Flaschen sind das auch mal locker 27€ für 3 6-er Packs. Bei der Inertgasmethode kannst du einfach den normalen Kork weiterverwenden.
Für jeden mit wenigen offenen Flaschen, die auch nicht allzu lange offen bleiben ist sicherlich Vacu Vin eine gute Wahl., aber sicherlich nicht für jeden.
Insgesamt macht der Abschnitt des Artikels auf mich leider den Eindruck, dass es hier mehr um das Anpreisen einer ganz bestimmten Methode geht (Stichwort Amazon Affiliate) als um eine sachliche Vorstellung der Möglichkeiten und welche Methode für welche Personenruppe die beste ist.
Bis auf diesen Wermutstropfen aber wieder ein toller Artikel!
Grüße,
Daniel
Lieber Daniel,
vielen Dank für deinen informativen Beitrag.
Es freut mich, dass dies der einzige Wermutstropfen für dich in dem Artikel ist.
Denn den kann ich recht schnell zerstreuen 😉
Jede der im Artikel erwähnten Methoden gäbe es zum Kauf auf Amazon oder anderen Online-Shops. Wäre es mir in dem Artikel nur um Provision gegangen, hätte ich eine 10-Liter Argon-Flasche für 150,- Euro empfohlen 😉
Meine Absicht dieses Artikels war hingegen, dir als Whisky-Trinker verschiedene Möglichkeiten aufzuzeigen, wie du deinen Whisky über eine gewisse Zeit haltbar machen kannst. Mit all seinen Vor- und Nachteilen. Dass auch die Unterdruckpumpe nicht das allumfassende Heilmittel ist, habe ich ja bereits in den Kommentaren weiter oben erwähnt.
Nachdem ich mich nun jedoch viele Jahre damit beschäftigt habe, Whiskys haltbar zu machen, ist dies – trotz ihrer Nachteile – für mich der beste Kompromiss aus Preis, Handhabung und Effektivität.
Ich hoffe, diese Info hat den letzten Wermutstropfen für dich zerstreut.
Viele Grüße
Philip
Meiner Erfahrung nach sind Whiskys, die komplett oder partiell in Weinfässern (dazu zähle ich auch und insbesondere Sherry, Port und Madeira) erheblich anfälliger für eine Geschmacksveränderung in der Flasche nach dem Öffnen als rein in Bourbonfässern gelagerter Whisky. Teilweise reichen da schon wenige Wochen mit viel Luft in der Flasche für eine dramatische Verschiebung (in meinem Fall ein Bruichladdich Sherry Classic „Fusion“: Fernando de Castilla). In der Tat sollte man zusehen, die Flaschen innerhalb von 6 bis 9 Monaten auszutrinken,
Hallo
Das sind ein interessanter Artikel und spannende Kommentare. Ich teste aktuell beides, die Unterdruckpumpe und das Verdrängen des Sauerstoffs mit Edelgas. Für die zweite Option habe ich mir eine Dose Private Preserve https://www.privatepreserve.com/index.htm besorgt. Diese soll für über 100 Anwendungen halten (kann ich noch nicht bestätigen) und ist so ab 20 Euro zu bekommen. Wenn das die edlen Tropfen tatsächlich schützt, lohnt es sich allemal und ist sehr einfach anzuwenden: Reinsprühen, Korken drauf und mit einem Isolierband zusätzlich abdichten …
Meine Befürchtung, dass man dem Whisky mit der Unterdruckpumpe etwas Substanz entzieht, wenn man das alle zwei Wochen wiederholt, weil man den Unterdruck überprüfen muss, scheint sich hier zu bestätigen oder traut jemand dem Unterdruckverschluss über Monate? Bisher war der Druck nach zwei Wochen immer OK, aber dennoch wage ich mich nicht länger zu warten.
Eine andere Frage: Hat jemand schon mal gehört, dass man den Whisky alle drei Monate «schultern» sollte, d.h. die Flasche kurz auf den Kopf stellen? Das soll gut für den Kork sein und der verdunstete Alkohol in der Flasche könne sich wieder mit dem Whisky verbinden. Wenn ich das hier zum Thema Kork lese, wäre das wohl eher kontraproduktiv.
Vielen Dank und Gruss
Daniel II
Moin Daniel II,
dass regelmäßige (kurze) anfeuchten des Korkens macht durchaus Sinn. Auch mir sind in den letzten Jahren leider immer wieder beim erstmaligen Öffnen von Flaschen Korken einfach abgebrochen. Inzwischen habe ich mir einen kleinen Reservevorrat angelegt, um sofort Ersatz zur Hand zu haben. Lästig ist dann allerdings die Entfernung der Korkreste aus der Flasche. Auch wenn viele auf die langsam in Mode kommenden Kunststoffkorken schimpfen, meine Erfahrungen sind hier bestens. Subjektiv habe ich keine negativen Einflüsse auf den Whiskygeschmack registriert.
Horrido
Hört doch auf ,euch „Wissenswertes“ um die Ohren zu hauen.Ladet euch doch einfach eure Whiskyfreunde einmal öfters ein!Dann kann doch nichts mehr schlecht werden.Und Spass macht es auch noch.So kann man(n) das Umschlagen des Whiskys doch bestens verhindern-oder?