
Einen Hampden Rum zu verkosten, fühlt sich an, als würde dir jemand einen Zauberwürfel zuwerfen.
Ins Gesicht!
Denn sein Bouquet ist nicht nur komplex und vielseitig, es besitzt zudem eine hohe Intensität.
Das heißt, auch wenn du dein erstes Glas Hampden Rum vor dir hast, wirst du vielleicht nicht gleich alle Aromen entdecken.
Aber du erkennst sofort, dass es viele sind.
Sehr viele.
Und der Hampden Pure Single Jamaica Rum Overproof, den ich dir heute vorstellen möchte, legt da noch eine Schippe drauf.
Denn mit 60 %Vol. springen dir nicht nur Aromen entgegen. Auch der Alkohol knallt dir mit Anlauf auf die Zwölf.
Diese Intensität und Komplexität erreicht die Destillerie Hampden aus dem jamaikanischen Örtchen Trelawny durch folgende Punkte.
„Wild-Fermentation“

Mehrere Wochen dauernde Gärung mit Wild-Hefen.
Destillation in Pot Stills

Destillation in Double Retorte-Pot Stills aus Kupfer.
Muck Pits

Flüssigkeit aus Muck Pits für mehr Ester-Moleküle.
Erstes ist ineffizient, zweites ist zeitraubend und drittes eklig.
All dies zusammen ergibt jedoch einen Rum-Stil, der dich vom Hocker haut. Einer, den dir kaum eine andere Rum-Destillerie liefern kann.
Der Hampden Overproof ist daher nicht nur ein Rum, bei dem du Tasting-Erfahrung brauchst, sondern der dich stundenlang verwöhnt.
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Degustation des Hampden Rum Overproof
Hältst du den Hampden Estate Pure Single Jamaican Rum Overproof vor weißen Hintergrund, so zeigt er sich mit Bronze-Farben.
Zahlreich und langsam kriechen die öligen Tropfen die Glasinnenseite nach unten.
Apropos Glas.
Verwende unbedingt ein Nosing-Glas, das der Flüssigkeit ausreichend Oberfläche bietet.
Aufgrund der Intensität, des aromatischen Drucks und des enormen Alkoholgehalts solltest du in diesem Fall Abstand von Glencairn-Gläsern nehmen oder solchen mit einem ähnlichen Durchmesser.
Der Hampden Estate Pure Single Jamaican Rum Overproof braucht Platz zum Atmen.
Schwenke ihn 2 bis 3-mal und er steigt intensiv und aromatisch aus dem Glas. Glaube mir, nach wenigen Minuten füllt dessen Bouquet einen wenigen Quadratmeter großen Raum.
Die erste Front an Aromen bilden Ester-Noten, die du am Duft von Kirschen, Ananas und Aprikose erkennst. Wichtig ist hierfür jedoch, dass du ausreichend Rum ins Glas schenkst.
Seine volle aromatische Wucht entfaltet der Hampden Estate Pure Single Jamaican Rum Overproof zwischen 4 und 5 Zentiliter.
Dieses Volumen als auch die Menge an Alkohol machen es nötig, dass das Glas dem Rum genügen Oberfläche bietet. Ansonsten wirst du kaum etwas außer Alkohol erkennen.
Nach der ersten Front an Ester-Molekülen folgen Nuancen von Vollmilchschokolade, frisches, nasses Gras und Minze.
Der Hampden Overproof hat an der Stelle aber noch nicht genug und schickt weitere Aromen hinterher:
- Cola
- Vanille
- Süßholz
Den Abschluss bildet das Gewürz-Duo aus Kardamom und Anis.
Das Interessante an dieser Stelle: Für die Verkostung des Bouquets benötigst du kein Wasser. Um weitere Aromen zu entdecken, kannst du dies tun, musst es aber nicht.
Anders im Mund.
Hier brauchst du Wasser.
Der Hampden Overproof legt sich hier zunächst leicht süßlich und mit leichtem Körper auf deine Zunge.
Auch hier zeigt er Ester-Noten von Kirschen und Ananas, ist aber nicht derart komplex und verspielt wie in der Nase. Die Aromen sind im Mund schwieriger auseinander zu halten.
Spätestens aber wenn der Rum deinen Gaumen verlässt, bist du froh, ihn mit etwas Wasser verdünnt zu haben.
Falls nicht, wird das eine richtig brutale Geschichte.
Ich möchte an dieser Stelle nicht sagen, dass der Hampden Estate Overproof schlecht destilliert wäre. Im Gegenteil.
Aber dennoch knallen seine 60 %Vol. derart rein, dass du die Aromensuche für einen kurzen Moment vergisst.
Es bietet sich daher an, nach dem Nosing den Rum mit etwas Wasser zu verdünnen.
In diesem Fall verabschiedet er sich schließlich scharf, fruchtig und staub-trocken. Zurückbleiben Aromen von Kirsche, Nektarine und Karamell.
Bildquelle: Amazon.de
Ich glaube, diese Abfüllung muss dringend seinen Weg in mein Spirituosenkabinett finden. Die Verkostungsnotizen klingen sehr vielversprechend. Leider ist der Preis nicht so ganz ohne (~80€).
Ich habe mir endlich eine Flasche gegönnt und letzte Woche probiert – leider geil! Was für eine Granate!!! Wer mit hocharomatischen Jamaika-Rums wenig anfangen kann, dann Finger weg von dieser Abfüllung. Ansonsten ist dieser Hampden der absolute Wahnsinn im Glas. Philip, diese Empfehlung ist wirklich großartig.
Hallo und danke für die vielen interessanten Beiträge,
nun eine Frage was ist genau ein muck pits, würde mich wirklich intresieren.
Vielen Dank
Oliver
Gruss aus Addis Ababa
Lieber Oliver,
danke für deine Nachfrage. Wir haben ein paar Artikel über Muck Pits. Anbei schicke ich dir die Links dazu:
https://www.eyeforspirits.com/2019/08/08/hampden-rum-destillerie/
https://www.eyeforspirits.com/2019/05/14/jamaica-rum-leitfaden/
Darin findest du ausführliche Infos zu Muck Pits.
Melde dich gerne, wenn du noch weitere Fragen hast.
Viele Grüße
Philip
Aprikosen kann ich nicht erkennen . Gefühlt geht sehr in Richtung Cognac . Aber voll auf die 12 passt!